„Für Kinder alles frei“ – Zur Bekämpfung von Kinderarmut fordert Landrat Lauer eine grundlegende Reform des staatlichen Leistungssystems

„Für Kinder alles frei“ – Zur Bekämpfung von Kinderarmut fordert Landrat Lauer eine grundlegende Reform des staatlichen Leistungssystems

Nach neusten Studien der Bertelsmann Stiftung ist mittlerweile jedes fünfte Kind im Saarland armutsgefährdet. „Ein untragbarer Zustand“, wie Landrat Patrik Lauer jetzt angesichts der gestiegenen Zahlen anmahnt. Trotz der vielen Geldtransferleistungen für Familien hat die Kinderarmut in den letzten Jahren stark zugenommen. Ein Beweis für Lauer, dass das System dringend reformiert werden muss. Als Chef einer Kreisverwaltung hat Lauer täglich Einblick in die jetzigen Leistungsangebote und ist davon überzeugt: „Nur, wenn wir endlich für alle Kinder – ungeachtet des sozialen Status ihrer Eltern – eine echte gesellschaftliche Teilhabe garantieren, können wir die Kinderarmut in Deutschland nachhaltig eindämmen.“

Er fordert deshalb ein einfaches und transparentes System nach dem Grundsatz: „Für Kinder alles frei“ – freier Zugang zu Bildung (von der Krippe bis zum Studium), Freizeitaktivitäten, dem ÖPNV und Kulturangeboten.

„So stellen wir sicher, dass staatliche Leistungen für Kinder auch direkt bei ihnen ankommen. Wir müssen weg von einem Füllhorn an Einzelleistungen, die in ihrer gegenseitigen Anrechnungslogik nur schwer verständlich sind, Betroffene ausschließen und einen enormen bürokratischen Aufwand bedeuten. Was wir stattdessen brauchen, ist eine echte Chancengerechtigkeit für alle Kinder.“ Zudem nehme die auf diese Art gewährleitete Zukunftssicherung für die Kinder auch Druck und Sorgen von den Familien in wirtschaftlich schwierigen Zeiten, wie der Corona-Pandemie.

Zur Finanzierung des Vorhabens könnten die bisherigen Leistungen, wie Kindergeld, Kinderzuschlag und Freibeträge, die zurzeit individuell beantragt werden müssen, gebündelt werden. „Kinder haben ein Recht auf den Besuch im Schwimmbad, im Museum oder die Mitgliedschaft im Sportverein usw. und zwar unabhängig davon, wie viel ihre Eltern verdienen. Eine kostenfreie und dadurch bedingungslose Teilhabe führt für Kinder zu mehr gesellschaftlichem Miteinander, zu stärkerer und individuellerer Förderung und das bedeutet für alle Kinder eine wirkliche Zukunftschance.“

Ergänzt werden könnte der Vorschlag durch einen einheitlichen monatlichen Festbetrag, der, ähnlich dem Kindergeld, an die Eltern ausgezahlt wird, um die Kosten für die weiteren Bedarfe abzudecken.

Lauer betont: „Die letzten Jahre haben es gezeigt: Wir werden die Kinderarmut nicht mit dem Drehen an kleinen Stellschrauben bekämpfen können, die in der Vergangenheit nur zu mehr Bürokratie und für die Betroffenen zu einer undurchsichtigen Antragsstellung geführt haben.“ Lauer fordert deshalb einen radikalen Paradigmenwechsel, bei dem das Kind und nicht irgendwelche Geldleistungen in den Mittelpunkt gestellt werden. „Kinder sind unsere Zukunft – und deshalb dürfen wir uns nicht erneut mit einem Reförmchen begnügen, sondern wir brauchen einen großen Umbruch. Wahrscheinlich werden wir nicht verhindern können, dass Kinder in wirtschaftlich armen Familien aufwachsen, wir müssen aber dafür sorgen, dass es ihre eignen Zukunftschancen nicht beeinträchtigt“, so Lauer. Dieser Ansatz führe zu mehr Selbstbestimmtheit bei Kindern und Jugendlichen, wodurch auch langfristig Armutskreisläufe in Deutschland unterbrochen werden könnten.